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Als "Personal Branding"-Strategin und China-Expertin hilft Christina Richter vor allem Frauen dabei, ihre Marke herauszuarbeiten.

© Farina Deutschmann/promo

Frauen in der Berliner Wirtschaft: "Ich mache Unternehmerinnen über ihre Persönlichkeit bekannt"

Christina Richter unterstützt Frauen, sich selbst als Marke in der Geschäftswelt zu etablieren. Wie hat sie das geschafft und worauf kommt es an?

Wenn man Christina Richter fragt, wo sie herkommt, sagt sie, „da, wo man bestes Hochdeutsch spricht“, aus Hildesheim. Und sie bezeichnet sich als „halbes Migrantenkind“: Ihre Mutter stammt aus einem Dorf in Kroatien.

Sie sei so etwas wie der Ansporn für Christina Richter gewesen, die seit Jahren als „Personal Branding“-Strategin Menschen in der Businesswelt unterstützt – und damit Managerinnen und Manager und deren Unternehmen bekannter macht.

„Meine Mutter war mutig, ist damals ganz allein, nur mit einem Koffer, mit dem Zug nach Deutschland gekommen“, erzählt die 42-Jährige.

„So weit weg von der Familie im Dorf. Das fand ich bemerkenswert. Es hat mich geprägt.“ Damals wurden Krankenschwestern in Deutschland gesucht, und die Mutter brach auf nach Deutschland, um in einem Krankenhaus ihre Ausbildung zu machen.

So sei Christina Richter zwischen zwei Kulturen aufgewachsen. Jede Sommerferien in der Heimat der Mutter am Meer in Kroatien, dort, wo auch die Oma lebte und wo Christina Richter schon früh als Mädchen mitbekommen habe, wie hart auch die kroatische Oma ihr Leben lang gearbeitet habe. „Sie musste kreativ werden, wenn man wenig Geld hat und die ganze Familie durchbekommen sollte.“

Christina Richters Eltern, vor allem aber der Vater, hätten sie nach der Schule am liebsten als verbeamtete Lehrerin gesehen. Doch das war nicht ihr Weg. Nach dem Abitur 1998 „wollte ich die Welt entdecken“.

Christina Richter stärkt die persönliche Marke von Unternehmerinnen und Unternehmern.

© Farina Deutschmann/promo

Und wenn man von Haus aus nicht besonders reich ist, ist der Weg über die Au-Pair-Agentur wohl der machbarste, um der Enge der Kleinstadt zu entkommen.

Sie habe sich allein um ihren Traum gekümmert – und es hat geklappt: Sie landete in einer Familie in Alexandria südlich von Washington D.C. und durfte zwei elf und 13 Jahre alte Jungen betreuen. „Ich hatte auf einmal sehr früh richtig Verantwortung für zwei Kinder, das war herausfordernd.“

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Auch, wenn es sie sprachlich unglaublich vorangebracht habe, in den Staaten langfristig zu leben, kam für sie nicht infrage. Ihr fehlte die europäische Vielfalt. Und so verschlug es sie wieder zurück nach Hildesheim, wo sie „Internationales Informationsmanagement“ studierte und Programmieren lernte. Nach einem ersten Job in einer PR-Agentur in Hamburg, machte sie anschließend als PR-Referentin die Kommunikation für die Fondsbörse Deutschland.

Dort sei der Grundstein für ihre berufliche Zukunft gelegt worden, ist sie sicher. Die Kommunikation während der Finanzkrise 2008/09, habe sie gerne gemacht: Komplexe Finanzthemen runterbrechen und einfach erklären – das war der Job.

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Nach sieben Jahren in der Finanzkommunikation kam etwas Neues. „Ich wollte mal den internationalen Bereich kennenlernen“, beschreibt Christina Richter ihren Wechsel zu einem internationalen Stahlhändler, einem Mittelständler. In dem Unternehmen habe sie mit zwölf verschiedenen Kulturen zu tun gehabt.

Doch unter den Beschäftigten in den unterschiedlichen Ländern gab es damals keinen Austausch. So entwickelte Richter ein Unternehmensmagazin, in dem die Team-Mitglieder besondere Projekte vorstellen: Wer sind wir? Was machen wir hier? Anfangs sei das von einigen noch skeptisch hinterfragt worden. „Aber nach der dritten Ausgabe wollten auch diese Kollegen mitmachen“, erinnert sie sich.

Wirtschaftsfrauen

© Illustration: TheNounproject/Bettina Seuffert

Der dann folgende Zwischenstopp bei der Bertelsmann-Tochter Arvato sollte beruflich ihr Leben verändern. Der damalige Chef empfahl sie weiter, um die Kommunikation für eine chinesische Firma zu übernehmen.

Christina Richter arbeitete sich ein und half, das chinesische Unternehmen in Deutschland bekannter werden zu lassen. Nebenbei wurde sie zur China-Expertin und schrieb als Co-Autorin das Buch „Digitales China: Basiswissen und Inspirationen für Ihren Geschäftserfolg im Reich der Mitte“.

Keine Frau für einen Nine-to-Five-Bürojob

„Dir macht das doch Spaß und Du bist doch nicht der Nine-to-five-Büromensch, oder?“, fragte ihr Lebensgefährte sie damals, als sie nicht recht wusste, ob das eine Übergangsphase war. Genau das sei der Wendepunkt gewesen, nachdem sich Christina Richter selbstständig machte als Kommunikationsberaterin in Berlin.

Seit mehreren Jahren arbeitet sie nun unter anderem für ein in Shenzhen in China ansässiges e-Commerce Beratungsunternehmen, das internationale Einzelhändler und Marken beim Markteintritt in China berät.

Deren Geschäftsführerin habe sie über das „Personal Branding“ sichtbarer gemacht. Wie das geht? Indem sie den Wert des Unternehmens „durch die Brille von Menschen erzählt“, sagt Christina Richter.

Im Grunde ist es das, was sie in ihrer Agentur vermittelt: Sie coacht Leute, wie sie sich besser darstellen, wie sie sich als „Marke“ bekannter und sichtbarer machen können. Besonders für Frauen sei das oft ein Problem, denn die seien oftmals unsicher, was und ob sie überhaupt etwas auf den Social-Media-Kanälen teilen sollten.

Am Wichtigsten sind die persönlichen Netzwerke

Vor allem auf die Selbstdarstellung – das personal branding – auf der Karriere-Plattform LinkedIn ist Richter spezialisiert. Sie frage ihre Klientinnen zunächst immer, wie sie sich positionieren wollen. Da fange es bei vielen schon an, das sei oft noch recht unklar.

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Wofür stehst Du? Wofür möchtest Du bekannt sein? Dann schaue sie, welche Kanäle für die Klientinnen die sinnvollsten sind. Christina Richter ist nicht nur Mitglied bei FidAR (Initiative für mehr Frauen in die Aufsichtsräte), sondern hat auch „Gal talks tech“ mitgegründet – das ist ein Business Blog, auf dem interessante Frauen aus Tech-Berufen interviewt werden und somit auch ihr Karriereweg transparent gemacht wird.

Entscheidend sei für Frauen, extensiv zu netzwerken, sagt Richter. So habe sie es gemacht. Sie sei auf allen wichtigen Frauennetzwerk-Veranstaltungen „herumgeturnt“ und habe so die wichtigsten persönlichen Kontakte gleich zu Beginn ihrer Selbstständigkeit geknüpft. Eine Sache, die ganz banal klingt – und doch so bedeutend ist.

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